Autoren: Werner Skrentny
Verlag: Werkstatt
Seiten: 176
Inhaltsangabe vom Verlag:
Nominiert zum Fußballbuch des Jahres 2016
Einst waren es große Bühnen des deutschen Fußballs: der Rothenbaum in Hamburg, der »Zabo« in Nürnberg, das Stadion der Weltjugend in Ostberlin oder der Bökelberg in Mönchengladbach. Heute sind diese traditionsreichen Stadien verschwunden, und die Fans erinnern sich an sie mit Wehmut. Werner Skrentny hat sich quer durch Deutschland auf Spurensuche begeben. Er schildert die große Geschichte dieser Kultstätten und entdeckt auch ehemalige Spielstätten, die weniger bekannt sind. Unter anderem stieß er in der Kleinstadt Kleve auf ein Länderspielstadion, in Kiel auf Deutschlands älteste Fußballtribüne und in Magdeburg auf das einzige Stadion des sozialdemokratischen »Reichsbanners«. Zahlreiche historische und aktuelle Fotos ergänzen den Text. Sie dokumentieren eindrucksvoll die Vergangenheit und die Wandlungen der deutschen Stadionlandschaft.
Rezension von 11FREUNDE:
Manchmal laufen Autoren mit ihren Büchern weit offenstehende Türen ein, und hier ist das zweifellos der Fall. Werner Skrentny würde gerne den in England schon seit vielen Jahren ausgiebig betriebenen Kult um die „Lost Grounds“ auch hierzulande in Gang setzen. Deshalb hat er die Geschichte von weit über hundert ersatzlos abgerissenen, komplett überbauten Stadien oder sonst wie historisch interessanten Tribünen aufgeschrieben. Nicht alle Orte, das gibt er selbst zu, halten dem Untertitel „Verschwundene Kultstätten des Fußballs“ wirklich stand. Denn so wahnsinnig kultig ging es auf dem VfR-Platz in Neuss, im Ernst-Thälmann-Stadion in Potsdam oder auf dem Germania-Platz in Pforzheim nicht unbedingt zu. Auch ist es um manches Stadion nicht schade, das der Abrissbirne zum Opfer fiel. Man denke an das öde Rheinstadion in Düsseldorf, das stets überflüssige Grugastadion in Essen oder die feindseligen Weiten des Parkstadions in Gelsenkirchen. Aber da werden die ersten Leser schon empört aufheulen, denn zum Wesen des verschwundenen Stadions gehört schließlich, dass es keiner schnöden Gegenwart mehr standhalten muss, sondern dass schöne Erinnerungen an diesen Ort poliert werden können. Bei atmosphärisch unbestritten großartigen Stadien wie dem Bökelberg in Mönchengladbach, dem alten Tivoli in Aachen und Donnerschwee in Oldenburg ist das einfach, andernorts fällt es halt schwerer. Aber Skrentny erzählt mit viel Liebe zum Detail auch die Geschichten von Stadien, die weniger bekannt sind, oft aber natürlich auch von verlorener Fußballhistorie künden. Oder wer jenseits des Rheinlands erinnert sich noch daran, dass im rechtsrheinischen Köln der fünfziger Jahre echter Spitzenfußball gespielt wurde – und zwar nicht vom 1. FC Köln oder von Fortuna, sondern von einem Klub, an den heute immerhin noch das Straßenschild „Preußen-Dellbrück-Weg“ erinnert? Zwischen Hamburg und München sowie zwischen Pirmasens und Zwickau gibt es so viel Verschwundenes wiederzuentdecken. Warum aber in der Auflistung „Selber Ort, neuer Bau“ das Weserstadion in Bremen, das Wedaustadion in Duisburg oder das Ruhrstadion in Bochum fehlen, ist nicht wirklich zu erklären. Auch aus Berlin fehlen einige „Lost Grounds“ aus der Frühzeit des Spiels. Doch sind das letztlich kleinliche Einwände gegenüber einem Buch, das alle Stadionbekloppten lieben werden und ein ideales Starter-Set für all jene ist, die Lust auf einen neuen Spezialunsinn haben.