5. überarbeitete Neuauflage von 2018
Autor: Jonathan Wilson
Verlag: Die Werkstatt
Seiten: 608
Format: 13,9 x 21,2 cm
Inhaltsangabe vom Verlag:
Überarbeitete & erweiterte Neuauflage: Was Ballkünstler wie Messi oder Ronaldo heute mit ihren Teams auf dem Platz vollbringen, hat mit dem ursprünglichen englischen Kick wenig gemeinsam. Ausgehend von der klassischen Anfangsformation mit nur zwei Verteidigern, revolutionierten berühmte Trainer und Spieler immer wieder die taktische Anlage des Spiels und eröffneten ihm mit dem »W-M-System«, dem »Riegel« oder der »Raute« völlig neue Dimensionen. Der englische Autor Jonathan Wilson beschreibt die taktische Entwicklung des Fußballs in einem intelligenten Buch, das in England begeistert gefeiert und als »Fußballbuch des Jahres« ausgezeichnet wurde. Ausgestattet mit einem brillanten Schreibstil sowie einem immensen Wissen, liefert Wilson eine fakten- und anekdotenreiche Erklärung dafür, wie der Fußball zu dem wurde, was er heute ist. Wer dieses Buch gelesen hat, weiß, wie er ein Spiel zu lesen hat.
»Eine exzellente Weltgeschichte des Fußballs.« (FAZ)
»Fußballexpertentum, bei dem man wirklich etwas Interessantes erfährt.« (Süddeutsche Zeitung)
»Das Standardwerk schlechthin. Jeder, der sich nur ein klein bisschen für Fußballtaktik interessiert, muss dieses Buch lesen.« (Spielverlagerung.de)
Rezension aus 11FREUNDE
Weil Ralf Rangnick im Sportstudio zur Taktiktafel griff, verhöhnte ihn der deutsche Trainerzirkel als Besserwisser. Absurd, wie Jonathan Wilson in seiner »Geschichte der Fußballtaktik« skizziert, immerhin war die Viererkette 1998 beileibe keine Neuheit mehr. Auch deshalb konzentriert sich das Buch auf weniger bornierte Fußballlandschaften. Jetzt klingt Taktikgeschichte natürlich erst mal nach zentimeterdicker Staubschicht und Proseminar unter Neonlicht. Ist aber gar nicht so, nein, besser: muss so nicht sein. Wilson umtanzt die Klippe mit einem Anekdotenschatz, der auch die Menschen hinter der Taktik abbildet. Ihm dient das Zitat als unterhaltsame Waffe, um Historie erlebbar zu machen. So glaubt sich der Leser neben Helenio Herrera, wenn der Inter-Trainer den Catenaccio aufschlüsselt. Er erfährt, dass Wiktor Maslow statt Alf Ramsey einst das 4-4-2 erfand und Vicente Feola den ersten Pass immer auf Garrincha befahl, damit dieser den Gegner mit frühen Dribblings demoralisieren konnte. Der instinktiven Gier des Fans, sich sofort in die Moderne und zum eigenen Verein durchzublättern, beugt der englische Autor auch vor, indem er jede Taktik als Resultat früherer Überlegungen kennzeichnet – also als Adaption, Hommage oder Gegenentwurf. Die Schautafeln zum Text beschränken sich auf wenige Pfeile der Erkenntnis. Wilson überfrachtet hier nicht mit ausgestellter Bedeutung, genau wie er Humor nie erzwingt. Seine Geschichten sprechen für sich und outen fast jeden großen Trainer als kleinen Kauz.
»Revolutionen auf dem Rasen« ist fern jeder grauen Theorie, selbst wenn es in philosophischen Momenten sogar politische Umbrüche mit systemischen Zäsuren zusammendenkt. Den brasilianischen WM-Triumph von 1970 etwa sieht Fußballkorrespondent Wilson als Analogie zur Mondlandung, und Johan Cruyff wird im Zuge des Totaalvoetbal zum Rebellen, »der die Sixties wirklich kapiert hat«. Feine Höhepunkte des Buches sind nicht zuletzt die Nacherzählungen wichtiger Spiele in einer reportageartigen Bildhaftigkeit, die Youtube überflüssig macht. Will man überhaupt etwas ankreiden, dann, dass die deutsche Übersetzung den Wortwitz des Originals entschärft und es aller Kurzweil zum Trotz portioniert zu genießen ist, weil mit jedem Kapitel Ort und Zeit wechseln. Ansonsten bleibt ein Meilenstein zur Fußballtaktik, über die Jorge Valdano mal sagte: »Es geht um die Suche nach Perfektion. Wir wissen, dass sie nicht existiert, doch wir stehen dem Fußball und vielleicht auch der Menschheit gegenüber in der Pflicht, nach ihr zu suchen.« Jonathan Wilson leistet mit diesem Buch einen großen Beitrag.