Autor: Ronald Reng
Verlag: Piper
Seiten: 432
Art: Hardcover mit Schutzumschlag
ISBN: 978-3-462-00528-8
Inhaltsangabe vom Verlag:
Selten gibt es Augenblicke in der Geschichte, die wie ein Brennglas wirken. Das einzige Fußballspiel zwischen der DDR und der Bundesrepublik ist ein solcher herausragender, brisanter und zugleich universaler Moment. Als sich am 22. Juni 1974 für neunzig Minuten die Bruderstaaten gegenüberstanden und die DDR durch das Tor von Jürgen Sparwasser den Sieg davontrug, brachte das Ereignis auch Menschen zusammen, die mit dem Fußballspiel an sich wenig zu tun hatten. Und sie würden das Leben in beiden deutschen Ländern auf unterschiedlichste Art beeinflussen. Davon erzählt Ronald Reng auf unvergleich fesselnde und kluge Weise. So wird sein Buch „1974“ zu einem bestechenden Zeugnis gesamtdeutscher Alltagsgeschichte, lange bevor es ein wiedervereinigtes Deutschland geben sollte.
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Rezension aus 11FREUNDE #269
Eine Geschichte aus zwei Länder
Dies ist natürlich nicht das erste Buch über die WM 1974, nicht mal das erste über das einzige A-Länderspiel zwischen West und Ost. Doch anders als seine Vorgänger interessiert sich Ronald Reng weniger für den Fußball, nicht mal so sehr für die politischen und historischen Dimensionen der Partie. Er interessiert sich für Menschen und ihre oft eigentümlichen Lebenswege, denn diese setzen sich langsam, Seite für Seite, zusammen zu einem Sittengemälde zweier Deutschlands vor einem halben Jahrhundert. So geht es hier ebenso sehr um Günter Netzer wie um Doris Gercke, die Autorin der Bella-Block-Krimis, die 1974 als Reiseführerin für die handverlesenen DDR-Fans arbeitete. Es geht ebenso sehr um Bernd Hölzenbein wie um Klaus Jünschke, der zum Zeitpunkt des Spiels als RAF-Terrorist in Untersuchungshaft saß. Es geht so sehr um Gerd Kische wie um einen Hannoveraner, der zum Gedächtnis des australischen Fußballs wurde, und um eine Schauspielerin, die in Ost-Berlin gerade zum hundertsten Mal „Die neuen Leiden des jungen W.“ aufführte, als die DDR den Klassenfeind besiegte. Fast, aber auch wirklich nur fast, sind es schon zu viele Personen. Nur der, den man in diesem Buch erwarten würde, der taucht bloß ganz am Rande auf. „Es muss doch mal Schluss sein“, ruft Jürgen Sparwasser entnervt, als Reng den Schützen des Siegtores am Telefon erreicht. „Es muss doch mal Schluss sein!“
Uli Hesse