Ausgezeichnet beim Deutschen Fußball-Kulturpreis als Fußballbuch des Jahres 2021.
Autor: Bernd-M. Beyer
Verlag: Die Werkstatt
Seiten: 352 Seiten
Format: 13,9 × 21,2 cm
Bindung: Hardcover
ISBN: 9783730705407
Inhaltsangabe vom Verlag:
1971/72: Der Bundesligaskandal erschüttert das Land, die Nationalelf um Beckenbauer und Netzer spielt Zauberfußball im Wembley-Stadion und wird Europameister, Willy Brandt übersteht das Misstrauensvotum, die RAF hält Deutschland in Atem, die Band Ton Steine Scherben liefert den Sound für Aufbruch und Protest. Stan Libuda und Rio Reiser sind die Träumer, die die Leser durch ein aufregendes Jahr begleiten und ein Schlaglicht werfen auf die Anatomie der bundesdeutschen Gesellschaft.
Rezension von 11FREUNDE:
Wenn irgendwann mal über die Saison 2020/21 geurteilt werden wird, dann dürfte, unabhängig vom sportlichen Ausgang, das Verdikt vernichtend ausfallen, wegen Corona, Geisterspielen und dem ganzen Elend. Mit anderen Spielzeiten ist es komplizierter, die Saison 1971/72 dient da als besonders anschauliches Beispiel. Einerseits schwingt sich die deutsche Nationalelf zu ungeahnter spielerischer Finesse auf, gekrönt vom EM-Titel 1972, juvenile Schalker Himmelsstürmer liefern dem FC Bayern einen spannenden Kampf um die Meisterschaft und Borussia Mönchengladbach fegt Inter Mailand mit 7:1 vom Bökelberg. Andererseits wird eben dieses 7:1 wegen eines Büchsenwurfs annulliert, das hoffnungsvolle Schalker Team durch die juristische Aufarbeitung des Bundesligaskandals komplett zerschlagen, und im Sommer verwandeln palästinensische Terroristen die Olympischen Spiele von München inklusive Fußballturnier in einen Albtraum. Wie lässt sich von einer solchen Saison berichten? Bernd Beyer, der schon eine sorgfältig recherchierte Biografie über Helmut Schön und einen biografischen Roman über den „Kicker“-Gründer Walther Bensemann geschrieben hat, entscheidet sich, alles zu erzählen: das Sportliche sowieso, dazu vieles von dem, was drumherum in der Gesellschaft passiert. Und so besetzt Rio Reiser ein Haus in Kreuzberg und radikalisiert sich die RAF, während Stan Libudas Form darunter leidet, dass er sich fragt, ob seine Frau ihn betrügt, und Paul Breitner (damals in seiner Revoluzzerphase) fordert, dass bei Länderspielen keine Nationalhymnen mehr gespielt werden. Das alles von Spieltag zu Spieltag, die strenge Form des Rahmenterminkalenders täuscht dabei eine Ordnung vor, die im Fußball und in der Gesellschaft schon längst aus den Fugen geraten ist. Ganz am Anfang steht die berüchtigte Gartenparty des Horst-Gregorio Canellas, danach ist klar, dass diese Geschichte kein gutes Ende nehmen kann. Was folgt, ist ein wilder Ritt zwischen Genie und Wahnsinn. Selten wurden Fußball und Zeitgeschichte so spannend gegeneinander geschnitten wie in diesem Buch.
Auszüge aus Rezensionen anderer Medien
"Man liest also dieses schöne Buch über eine untergegangene Welt und findet die alten Fußballgeschichten auch deshalb so bereichernd und rührend, weil einen der neue Hochglanz-Fußball so selten bereichert und berührt." (Holger Gertz, Süddeutsche Zeitung)
"Es ist ein großartiges, kluges Buch ... Genau die Art populärer Geschichtsschreibung, die wir brauchen, wenn wir uns vergewissern wollen, wie die Dinge zusammenhängen; und wie aus diesem Land würde, was es ist. Im Fußball und auch sonst." (Peter Körte, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung)
"'Sie verstanden sich auf die Kunst des Spielens, nicht auf die Regeln des Spiels', heißt es in diesem wunderbaren Buch, in dem sich die Stimmen überschlagen. Die Realität ist nichts für Träumer, sie suchen etwas Größeres: Wahrhaftigkeit." (Titel Thesen Temperamente)
"Liebevoller Rückblick auf eine bewegende Saison" (Westart)
"Beyer verknüpft all das – Fußball, Politik, Musik −, und zwar ziemlich großartig." (Deutschlandradio Kultur)
"Ein wunderbares Buch - nicht nur für Fußballfans" (NDR Kultur, "Gemischte Doppel")
„Die Saison 1971/72 war in der Tat eine ganz besondere: für die Bundesliga, für Borussia Mönchengladbach, für mich. Dieses Buch weckt schöne Erinnerungen an eine wilde Zeit im deutschen Fußball.“ (Günter Netzer)
„Bernd-M. Beyers Buch 71/72 erzählt auf beeindruckende Weise von der Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen – und davon, wie eng Fußball, Musik und Politik zusammenhängen.“ (Rainer Moritz, Literaturhaus Hamburg)
„Die Anfänge von Ton Steine Scherben, das Kopfballtor mit Toupet von Horst Köppel, Willy Brandt, Heinrich Böll, Günter Netzer, Stan Libuda und die Sexwelle am Wochenende – was das alles miteinander zu tun hat, erfährt man in diesem begeisternden und ganz wunderbar zu lesenden Buch.“ (Claudia Roth, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages)
„Ein kluges Buch, das die Kunstfertigkeit und die Abgründe des deutschen Profifußballs Anfang der 1970er Jahre unsentimental mit dem gesellschaftlichen Aufbruch und der Brutalität der politischen Ereignisse verknüpft.“ (Jan-Christian Müller, Frankfurter Rundschau)
"Es kommt zur richtigen Zeit, das gute Buch." (Welt am Sonntag)
"Bernd Beyer hat mit diesem Buch etwas ganz und gar Herausragendes geschaffen. … Ein meisterhaftes Buch." (Westfälische Nachrichten)
"Mehr als ein Fußballbuch – es vermittelt Zeitgeschichte, aufgehängt an Rebellen, Schiebern, einem Musiker (Rio Reiser) und einem genialen Fußballer (Stan Libuda)." (Hessisch/Niedersächsisch Allgemeine)
"Virtuoses Buch" (Hörzu)
"Sehr lesenswert" (Frankenpost)