Autor: Neal Heard
Verlag: Die Werkstatt
Seiten: 144
Inhaltsangabe vom Verlag:
Fußballvereine und ihre Trikots – Stoff zum Träumen!
Fußballtrikots sind bunt, sie sind vielfältig, und sie sind ein Symbol der Liebe zum eigenen Verein. In den letzten Jahrzehnten haben sie sich zudem von reiner Funktionskleidung, die der farblichen Unterscheidung der Mannschaften dient, in ein Mode-Accessoire verwandelt, das man auch außerhalb des Stadions trägt.
Der britische Trikotsammler und -liebhaber Neal Heard nimmt uns mit auf eine bunte Reise durch die Welt der Sportjerseys und erzählt sagenhafte Geschichten zu oft wunderschönen, manchmal aber auch geradezu unfassbar skurrilen Dressen.
Durch das weit über den Fußball hinausgehende Wissen des Autors ergeben sich zudem erstaunliche Verbindungen zur Popkultur, der Politik und der Musik. So tauchen auch Oasis und Bob Marley, der Dalai Lama sowie Che Guevara auf, wird an Kampagnen von Bands wie Heaven Shall Burn in Jena oder den Toten Hosen bei Fortuna Düsseldorf erinnert. Begleitet wird das üppig bebilderte Werk von Storys über die Produktion von Fußballtrikots sowie Gesprächen mit Sammlern und Experten.
Rezension aus 11FREUNDE
Stoffe für schöne Geschichten
Vor rund anderthalb Jahren führte die englische Originalversion dieses Buches auf Umwegen zu einer schönen Geschichte in 11 FREUNDE. Es fing damit an, dass der Autor Neal Heard die Chance bekam, einige Trikots aus seiner Sammlung in der Brick Lane in London zu präsentieren. Jene Ausstellung dauerte nur zwei Tage, war aber ein großer Erfolg und machte viele Schlagzeilen. Unter den knapp 150 Trikots, die gezeigt wurden, fanden sich nämlich nicht nur erwartbare Designklassiker, sondern auch skurrile Raritäten. Da war zum Beispiel das 2013 hergestellte Hemd des brasilianischen Amateurklubs Madureira EC mit einem großen Konterfei von Che Guevara, durch das der Verein an ein Treffen des kubanischen Revolutionärs mit den südamerikanischen Fußballern fünfzig Jahre zuvor erinnern wollte. Oder ein Trikot von Stockport County aus der Saison 1981/82. Mit seinen hellblauen und weißen Längsstreifen wirkte es fast unscheinbar inmitten all der bunten Leibchen. Bis der Blick des Betrachters auf das erklärende Schild fiel: „Withdrawn mid-season due to Falklands War.“ In der Tat hatte der Verein nach dem Ausbruch des Krieges das Hemd schnell aus dem Verkehr gezogen, weil sein Look einfach zu argentinisch wirkte. Da war die Idee zu einem Artikel geboren, in dem es um Trikots ging, die aus bestimmten Gründen nur sehr kurz getragen wurden.
Damit ist auch schon auf die größte Stärke dieses wundervollen Bandes verwiesen: Der Waliser Heard hat zwar als Designer für Männermode gearbeitet und ist ein echter Popkultur-Nerd (in seinem ersten Werk ging es um Turnschuhe), aber er verliert sich fast nie im Detail, weil ihm ein staunender Leser wichtiger ist als Abhandlungen über Muster, Farben, Stoffe. Außerdem ist er Brite – und die haben einfach raus, wie man aus einem Buch, das spröde und sperrig geraten könnte, große Unterhaltung macht. Gleich im zweiten Kapitel geht es um Trikots, die mit Musik zu tun haben. Und da sieht man dann neben dem bekannten Fortuna-Hemd mit dem Logo der Toten Hosen auch ein grün-gelbes Trikot des FC Nantes. Das nämlich trug Bob Marley, als er mit seinen Wailers Anfang Juli 1980 nach Nantes kam und im Park ein Spielchen gegen die Profis abhielt, die gerade Meister in Frankreich geworden waren. Im Internet findet man übrigens Fotos, die zeigen, dass Nationalspieler Gilles Rampillon an jenem Tag in einem Trikot von Dukla Prag kickte. Da schließt sich der Kreis, denn mit einem solchen Hemd beginnt dieses Buch – wegen „All I Want For Christmas Is A Dukla Prague Away Kit“ von Half Man Half Biskuit.