Rezension von 11FREUNDE:
Die Gattin hat ein Frühwarnsystem dafür entwickelt, wann den Mann wieder der Hafer sticht. „Wo und wann?“, fragt sie dann nur und ist aufs Schlimmste gefasst. Seit Heiko Lükemann, Lehrer aus Schleswig-Holstein, von seinem Schwiegersohn in spe mit dem Groundhopping-Bazillus infiziert wurde, frönt er seinem neuen Hobby mit Begeisterung. Was schon mal dazu führt, dass der Tag der Silberhochzeit einem Fußballtrip nach Edinburgh geopfert wird oder die Autofahrt zum Studienort der Tochter nach Frankreich über Luxemburg führt, weil da noch mal eben ein Länderpunkt gemacht werden muss. Davon, wie er dem Groundhopping verfiel, erzählt Lükemann mit norddeutscher Zurückhaltung, die anfangs leider arg betulich daherkommt. So dauert es sechzig Seiten, bis die Biografie des Autors und die ausführliche Beschreibung zahlreicher Sportplätze in und um Kiel abgehandelt sind – und es endlich ans Eingemachte geht. Was dann folgt, ist im Detail durchaus kurzweilig, sei es der nächtliche Plausch mit einem belgischen Ex-Nationalkeeper an der Hotelbar, die Begegnung mit einem angeblichen kubanischen Nationalspieler, der nachher im Internet nicht zu finden ist, oder die Simulation einer Magenverstimmung beim Schulempfang in China, um rechtzeitig zum Stadion zu kommen. Vor allem aber weckt das Buch eine schmerzhafte Wehmut, weil ja auch diese Passion, wie so viele andere, gerade auf Eis liegt.