Autor: Christoph Biermann
Verlag: KiWi
Seiten: 256
Inhaltsangabe vom Verlag:
Fußball ist zum vielleicht letzten großen Thema geworden, auf das sich fast alle einigen können. Aber worum geht es dabei eigentlich? Und welche Kräfte werden dabei frei? Auf der Suche nach einer Antwort hat sich Christoph Biermann auf eine Heimreise begeben. Zurück ins Ruhrgebiet, wo Fußball und Leben bis heute so eng miteinander verbunden sind wie sonst nirgends hierzulande.
Niemand bezweifelt, dass Fußball zum Spiegel der Gesellschaft geworden ist. Aber was sehen wir da eigentlich? Ein Geschäft, in dem allein das Geld zählt? Eine professionelle Illusionsmaschine, die verlorene Kinderträume und sentimentale Heimatgefühle nur noch vermarktet? Oder ist Fußball ein letzter Ort für Gemeinsamkeiten und liefert gar ein Gegenmodell zu den Zumutungen des modernen Lebens?
Seit mehr als 25 Jahren schreibt Christoph Biermann über Fußball, jetzt hat er dem Zusammenhang von Fußball und Leben vor Ort nachgespürt. Dazu hat er Protagonisten des Fußballs wie Jürgen Klopp, Julian Draxler oder Peter Neururer getroffen sowie Lokalpolitiker, Museumsmacher, Schriftsteller, Sozialwissenschaftler, Pfarrer, Journalisten und passionierte Fans.
Er hat den großen Fußball der Champions League in Dortmund und Schalke besucht und war bei den Abgehängten in Wattenscheid und Herne, die nur noch Erinnerungen an bessere Zeiten haben. Er ist in Oberhausen dem Kult ums Malochen nachgegangen, dem Zauber des Niedergangs in Essen und überall stieß er auf eine seltsame Geschichtsbesessenheit.
Rezension von 11FREUNDE:
Das literarische Motiv der Heimkehr an die Wirkungsstätten der Jugend ist in Literatur, Film und Musik ein altbewährtes, von „Cinema Paradiso“ bis Westernhagen, wehmütiger Blick zurück inklusive. Es bestand also die Gefahr, dass unser Kollege Christoph Biermann auf seiner Reise zurück ins Ruhrgebiet von der Nostalgie kräftig am Kragen gepackt werden würde. In Herne aufgewachsen, der Westfalia und später dem VfL Bochum verfallen, man hätte es ihm nicht übelgenommen. Doch so persönlich dieses Buch auch ist und so sehr sich Biermann auch darauf versteht, die Liebe der Menschen zum Fußball als die Triebkraft dieses Sports zu beschreiben, die Stärke des Buches ist dennoch die fast gerichtsmedizinische Kühle, mit der es Entstehung, Blüte und Verfall des Fußballs im Ruhrgebiet beschreibt, diesem wild pochenden Herzen voller Geschichten, Typen und Legenden.
Wie widersprüchlich diese Entwicklung war und ist, zeigen die vielen Geschichten, die Biermann zusammengetragen hat. Der vergängliche Boom des SV Sodingen in der Oberliga West, die Sehnsucht der Anhänger in Dortmund und Schalke nach Verbindlichkeit in Zeiten des großen Geldes, der Niedergang des MSV Duisburg, die Hoffnung von Rot-Weiss Essen auf bessere Zeiten. Daneben beschreibt das Buch die tektonischen Veränderungen, die seit den neunziger Jahren den Fußball nicht nur, aber vor allem im Ruhrgebiet grundlegend verändert haben, und wie wir mit diesen Veränderungen umgehen. Insofern ist es nur auf den ersten Blick ein Buch über das Ruhrgebiet, auf den zweiten Blick ein Buch über uns alle.