Autor: Lucas Vogelsang
Verlag: Klett-Cotta
Seiten: 224 Seiten
Bindung: gebunden
ISBN: 978-3608504972
Inhaltsangabe vom Verlag:
Der Fußball ist eine Bildermaschine, er produziert seit jeher Legenden, Momentaufnahmen. Unvergessene Szenen, die vom Triumph und vom Scheitern erzählen, von Rivalität und Leidenschaft, von Aufstieg und Abgrund. So entstehen Wahrheiten, die nicht nur auf dem Platz liegen. Und Geschichten, die nicht selten ins Abseits führen. Sie begleiten uns dann und liefern Stoff für immer neue Gespräche. In der Kurve, an den Stammtischen, im Fernsehen.
Die ZEITLUPEN folgen diesen Spuren des Spiels, den Karrieren nach dem Abpfiff, dieser ewigen Nachspielzeit. Und zeigen, wie es weiterging. Nach dem wichtigsten Tor, dem letzten Zweikampf, dem traurigen Abgang. In jedem Augenblick schon der Anfang einer neuen Erzählung.
Rezension von 11FREUNDE:
„Dann stand das Spiel plötzlich still.“ Vor gut einem Jahr war das. Corona, Shutdown, Lockdown. Kneipen dicht, Restaurants dicht, Stadien dicht. In jenen Wochen entsteht ein sonderbares Vakuum, das sich anfühlt wie ein Dazwischen, auch wenn nicht mal absehbar ist, wann und ob es bald wieder weitergehen wird. Wir sitzen derweil zu Hause und fangen an, uns zu erinnern. An Sergej Gorlukowitsch oder Socrates. Wir lesen WM-Almanache von 1986, wir schauen Retro-Clips, in denen uns Reinhold Beckmann in einer roten Jeansjacke begrüßt. Manchmal finden wir uns zu kitschig und sentimental, aber das ist okay in diesen beschissenen Wochen. Auch Lucas Vogelsang, ein Berliner Autor und Podcaster (MML), denkt zu dieser Zeit viel über Fußball nach – bis er sich hinsetzt und alles aufschreibt. Große (und nicht ganz so große) Momente der Fußballgeschichte. Vielleicht um sich selbst zu vergewissern, dass es gut und richtig war, in den vergangenen Jahrzehnten ein Fußballfan gewesen zu sein. Man könnte befürchten, hier leert ein Autor nur seinen Zettelkasten, kalt Geschriebenes, zigmal Gehörtes. Ja, das stimmt, einerseits. Anderseits schreibt Vogelsang wortgewaltig und lebendig. Er kreiert aufregende Remixe des Altbekannten. Als würde jemand aus einem abgeschmackten Schlager einen postmodernen Afro-Trap-Track machen. Tempo-Sätze mit einem guten Beat, näher an Stuckrad-Barre-Essays als an Weißtdunochdamals-Legendengelaber am Stammtisch. Tolle erste Sätze. Man ist sofort drin. Über Lutz Eigendorf: „In der Dunkelheit lauert etwas.“ Über Eric Cantona: „Am 25. Januar 1995 verliert der König die Kontrolle“. Über das Derby in Zagreb: „Ein ganzes Stadion mit kurzer Lunte.“ Reif und Jauch in Madrid nennt er „Jazz im besten Sinne“, was auch ein bisschen für diese Texte gilt. Am Ende dann zieht alles noch mal in Zeitlupe am inneren Auge des Lesers vorbei. Ein Text wie ein Film, hieße es vermutlich in Journalistenschulen – und das ist positiv gemeint.