Autor: David Peace (deutsche Übersetzung: Thomas Lötz)
Verlag: Heyne Hardcore
Seiten: 420
Inhaltsangabe vom Verlag:
Ende der 60er und frühen 70er wird der britische und europäische Fußball von Leeds United und seinem Trainer Don Revie dominiert. Als dieser 1974 zum Nationaltrainer berufen wird, tritt Brian Clough das schwere Erbe an. Die Rivalität zwischen Clough und seinem Vorgänger ist bekannt. Vehement hatte Clough sich über die in seinen Augen brutale und unfaire Spielweise der Nordengländer geäußert, und sich damit den Groll von Revie und dessen Spielern zugezogen. Entsprechend erwartet ihn die Hölle, als er seine Stelle als Trainer in Leeds antritt. Die folgenden berühmten 44 Tage beim Blau-Gelben-Verein sollen für Brian Clough zu einer Tortur sondergleichen werden. Mit grenzenlosem Ehrgeiz stürzt sich Clough in seine neue Aufgabe, doch innerhalb weniger Tage schafft er es, die ihn ohnehin reserviert begrüßenden Spieler gegen sich aufzubringen. Nach einer Niederlagenserie zu Beginn der Saison spricht sich die Mannschaft auf einer Vorstandssitzung gegen den neuen Trainer aus, und Brian Clough wird nach nur 44 Tagen in Leeds entlassen.
Rezension von 11FREUNDE:
Mit fünfjähriger Verspätung erscheint nun auch hierzulande in einer formidablen Übersetzung jenes Buches, das seinerzeit in Großbritannien für gehörigen Wirbel sorgte und das die Times zum »wahrscheinlich besten Sportroman aller Zeiten« kürte. Sein Thema ist der zum Scheitern verurteilte Versuch des von Größenwahn getriebenen Erfolgsmanagers Brian Clough, anno 1974 beim landesweit verhassten Meisterteam von Leeds United in die übergroßen Fußstapfen seines Vorgängers Don Revie zu treten. »Cloughology« und »Revienomics« – das sind auf der Insel nach wie vor zwei konträre Denkschulen des Fußballs. Revie, der die Nationalelf übernommen hatte und in dieser Funktion kläglich scheiterte, blieb die Nemesis des Großmauls, der Derby County zu Meisterehren geführt hatte, gerade einmal 44 wildbewegte Tage dauerte Cloughs Interregnum in Yorkshire.
Mit »Damned United« wollte Peace die ganz große Oper, einen Clash der Titanen. Und er nahm dabei hemmungslos die subjektive Perspektive Cloughs ein, in dessen Psyche und krude Gedankenwelt er lustvoll hineinkroch. Peace nahm sich literarische Freiheiten, die in dem Genre des Tatsachenromans völlig all- täglich sind. Doch die geschickt auf zwei Zeitebenen erzählte Story rief bei den im Umgang mit solcher Art von Literatur wohl ungeübten Hinterbliebenen ebenso Wut und Verwirrung her- vor wie bei manchem Ex-Spieler, der sein Fett abbekommen hatte. Stets nach dem Motto: Das hat der oder der nie gesagt oder getan, ich muss es doch wissen, ich war ja schließlich dabei. Als ob die literarische Aufarbeitung von Zeitgeschichte so funktionieren würde. Menschlich durchaus verständlich, aber ebenfalls keinerlei Handhabe für juristische Schritte war, dass sich die unschmeichelhaft Porträtierten über etwas echauffierten, mit dem das Buch ganz bewusst durchtränkt ist. Als Beispiel die erste Ansprache, die Clough an sein neues Team richtet: »Der Duft von geschenkt bekommenen Aftershave, als sie aus der Kabine kommen, in ihren Jeans und ihrem Leder, mit ihren Goldkettchen und ihren nassen Haaren, triezen und tätscheln, zupfen und zwicken, wie eine Affenhorde nach dem Ficken. Sie formen einen Kreis, ihre Köpfe auf Höhe ihrer Knie in ihren Polstersesseln. Sie spreizen ihre Beine, kratzen sich an den Eiern und versuchen, nicht in meine Richtung zu gucken.«