Autor: Christian Spiller
Verlag: Rowohlt
Seiten: 272
Art: Taschenbuch
Abmessungen: 12,5 x 19,0 cm
ISBN: 978-3-499-00670-8
Inhaltsangabe vom Verlag:
Wie die reichsten Vereine der Welt den Fußball zerstören
Fußball war lange das Spiel, in dem jeder mal gewinnen konnte. Seine Unvorhersehbarkeit machte ihn zum beliebtesten Sport der Welt. Doch in den vergangenen Jahren hat sich etwas verändert. Das viele Geld, das vor allem auf die Konten der größten Clubs der Welt geflossen ist, hat eine geschlossene Gesellschaft geformt. Megaclubs wie der FC Bayern siegen, weil sie Geld haben – und bekommen noch mehr Geld, weil sie siegen. Aber wie spannend ist Fußball noch, wenn immer dieselben gewinnen? Christian Spiller, Sportchef bei ZEIT ONLINE, hat mit Spielern, Managern, Wissenschaftlern und Fans darüber gesprochen, was falsch läuft im System. Und wie das Spiel doch noch gerettet werden könnte.
Rezension aus 11FREUNDE:
Schöne neue Fußballwelt
Der Fußball ist tot. Zumindest der Fußball, mit dem viele von uns aufgewachsen sind. Damals in den Achtzigern und Neunzigern, als Cottbus die Bayern schlagen und Göteborg den Europapokal gewinnen konnte. In den meisten europäischen Ligen und Wettbewerben spielen jedes Jahr dieselben Megaklubs die Titel aus: PSG, RB Salzburg, Manchester City, FC Bayern. Wie konnte das geschehen? Und wie verändert die Dominanz dieser Klubs ein Spiel, in dem einst das Versprechen galt, jeder könnte es mit seiner eigenen Leistung nach oben schaffen? Diese Fragen stellt sich Christian Spiller in seinem Buch, das Langreportage und Essay in einem ist. Es geht um das Schöne des Zufalls. Um Sorgen der Amateure und Motive der Mächtigen. Um Fans, die sich auflehnen, und um Fans, die eigentlich gar keine Fans mehr sind, sondern Entertainment-Suchende, Glory Hunter, Superstar-Follower.
Spiller nimmt uns mit in die Vergangenheit nach Vestenbergsgreuth und in die Gegenwart nach Bulgarien, wo Lodogorets zum elften Mal in Folge Meister wird. Dort zeigt sich im Kleinen, was im Großen zu erahnen ist: Die Zuschauerzahlen gehen stetig zurück, denn „immer die Gleichen gewinnen zu sehen, ist so aufregend, wie bulgarischem Joghurt beim Reifen zuzuschauen“. Spiller macht sich auch Gedanken über Alternativen. Was würde passieren, wenn 50+1 wegfiele? Wie könnte ein amerikanischer Weg aussehen? Klar, vieles in diesem Buch ist bekannt, aber der Autor unterfüttert seine Erzählung mit spannenden Kontexten, und er malt schöne Bilder. Die Bundesliga vergleicht er mit einem Autorennen, bei dem einer Ferrari fährt, andere BMW und sehr viele Golf. „Für jedes gewonnene Rennen bekommt der Ferrari beim nächsten eine Runde Vorsprung. Und wenn sich jemand über die Eintönigkeit beschwert, ruft der Ferrarifahrer den anderen zu, sie sollen mal Gas geben.“ Spillers Buch ist eine kluge Bestandsaufnahme der heutigen Fußballindustrie und ein wichtiger Beitrag, um kommende Entwicklungen besser zu verstehen. Denn der Fußball lebt natürlich weiter, er hat sich nur ganz schön fett gefressen.