Rassismus wird im Fußball oft auf Neonazis reduziert. Doch wer die Ursachen verstehen will, muss viel weiter zurückgehen: Kolonialmächte wie England, Frankreich, Portugal aber auch Deutschland wollten durch Sport ihre Untertanen „zivilisieren“. Ihre „Rassenlehre“ ist längst widerlegt, doch bis heute hält sich ein europäisches Überlegenheitsdenken. Für die Reportagen in diesem Buch war der Journalist Ronny Blaschke auf fünf Kontinenten unterwegs. Und er analysiert strukturellen Rassismus in Europa: Schwarze Menschen gelten als kraftvolle Athleten, aber als Trainer oder Vorstände erhalten sie kaum Chancen. Blaschke erklärt neokoloniales Denken in Talentförderung, Sponsoring, Medien. Und er stellt Menschen vor, die den Antirassismus auf ein neues Niveau heben wollen.
- Das erste Buch zum brandaktuellen Thema
- Mehr als 120 Interviews bilden die Basis des Buches
- Wie prägt rassistisches Denken bis heute den europäischen Fußball?
Wie lässt sich der Fußball dekolonisieren? Mit „Spielfeld der Herrenmenschen“ möchte Autor Ronny Blaschke eine Debatte anstoßen
Dank vieler Reisen und über 120 Gesprächen ist Autor Ronny Blaschke ein Buch mit vielen lebendigen Reportagen aus ganz unterschiedlichen Ländern gelungen: Er war in Brasilien, Portugal, USA, Indien, Namibia, Chile sowie in Frankreich, England und Deutschland unterwegs.
Fußball als politische Bildung!
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Rezension aus 11FREUNDE #267
Reportageband - Woher kommt der Rassismus im Fußball?
Rassismus im Fußball – das sind Neonazis in den Kurven, Affenrufe von den Tribünen, damals, Achtziger, Neunziger, lange vorbei. So jedenfalls geht oft die Erzählung von Funktionären und auch von Journalisten. Aber Rassismus im Fußball ist immer noch da. Laut einer jüngsten Erhebung steigt die Zahl der Vorfälle sogar wieder an. Wobei solche Statistiken das Problem nicht mal im Ansatz erfassen können. Denn Rassismus im Fußball fängt eben nicht erst bei Affenrufen oder gewalttätigen Übergriffen an, er steckt im System. Und er ist untrennbar mit der Kolonialvergangenheit vieler europäischer Länder verbunden. Autor Ronny Blaschke, der schon einige kluge Bücher im Spannungsfeld Sport und Politik geschrieben hat, arbeitet das in „Spielfeld der Herrenmenschen“ kenntnisreich heraus. In den vergangenen Jahren hat er neun Länder besucht und über 100 Interviews geführt. Seine Reise startet in Deutschland mit eben jenen zwei Fragen: Wo beginnt Rassismus im Fußball? Und wo kommt er her? Die ehemalige Jugendnationalspielerin Shary Reeves berichtet von abfälligen Blicken, von Mikroaggressionen. Die Berliner Soziologin Tina Nobis erklärt, wie „rassistisches Wissen“ unsere Strukturen und Institutionen im Fußball bis heute prägt. Warum spielen etwa die meisten Schwarzen Fußballer auf Positionen, die mit Kraft und Temperament verbunden werden? Warum gibt es so wenig Schwarze Torhüter? „Rassistische Zuschreibungen spielen offenbar eine Rolle“, sagt Nobis, die davon ausgeht, dass sich „unbewusste Stereotype seit Jahrhunderten in unser Denken eingeschrieben haben“. Blaschkes Reise um die Welt führt ihn darauf nach Portugal, wo er entlang von Spielern aus den Kolonien den tief verwurzelten Rassismus in der Gesellschaft erklärt. In Kolkata erfährt er von Kolonialherren, die ihre Untergebenen durch Sport „disziplinieren“ wollten. Er reist nach England, Brasilien, in die USA. Am Ende ist Blaschke etwas Besonderes gelungen: Er hat ein hochkomplexes Thema in einem temporeichen Reportagebuch erfasst.